Bad News - Eindringling erkannt!

Autor: F. Schrell

Viele meinen sicherlich, dass sich jede neue Art positiv auf die Artenvielfalt auswirkt. Obwohl dies in vielen Fällen auch zutrifft, gibt es auch einige Arten die das komplette Gegenteil bewirken können. Dies ist besonders oftmals der Fall wenn es sich um eingeführte Arten handelt, welche in ihrer neuen Heimat nicht natürlich vorkommen. Dabei können solche Arten entweder unbeabsichtigt oder mit Absicht (meist) durch den Menschen verbreitet werden. Zum Glück bedeutet nicht jede neue eingeführte Art "Bad News" für die einheimische Flora & Fauna, da es viele natürliche Barrieren gibt, welche die meisten Arten nicht überwinden können um in ihrer neuen Heimat wirklich Fuß zu fassen. Wenn es allerdings eine Art schafft alle Barrieren zu überwinden und einen (oftmals negativen) Einfluss auf die einheimische Tier- und Pflanzenwelt hat, so spricht man von einer "invasiven Art".

Der Kalikokrebs ist eine invasive Art in den Rheinebenen Deutschlands und hat durch seine Lebensweise und seinen Speiseplan einen vernichtenden Einfluss auf die heimische Flora & Fauna.
Der Kalikokrebs ist eine invasive Art in den Rheinebenen Deutschlands und hat durch seine Lebensweise und seinen Speiseplan einen vernichtenden Einfluss auf die heimische Flora & Fauna.

Eine solcher invasiven Arten in Deutschland ist der Kalikokrebs (Faxonius immunis) aus Nordamerika. Seine ursprüngliche Heimat ist das Flusssystem rund um den Mississippi und ist mittlerweile leider auch in Deutschland beheimatet. Die ersten Tiere stammen wahrscheinlich aus Freilassungen in der Aquarienhaltung und seitdem hat sich der Flusskrebs in weiten Teilen der Flussauen und Gewässer entlang des Rheins etabliert.

Demzufolge fanden wir den Eindringling leider auch in kleinsten Tümpeln am Waldrand im Revier Gaggenau im Kreis Rastatt. Diese Tümpel befinden sich unmittelbar an einem Bach, was die erfolgreiche Ausbreitung des Krebses demonstriert. Von fließenden Gewässern aus, wandern die Tiere oftmals in der Nacht über Land in umliegende auch stehende Gewässer. Durch das Anlegen einer langen tiefen Wohnröhre im Schlamm sind die Tiere hier vor Konkurrenten, Fressfeinden und auch Austrocknung bestens geschützt.

Der Kalikokrebs lebt in Röhren, welche er oft im Schlamm anlegt. Doch auch Röhren von im Wasser eingebrachten Ziegelsteinen werden angenommen. Somit lässt sich ein Gewässer gut auf deren Besiedlung untersuchen.
Der Kalikokrebs lebt in Röhren, welche er oft im Schlamm anlegt. Doch auch Röhren von im Wasser eingebrachten Ziegelsteinen werden angenommen. Somit lässt sich ein Gewässer gut auf deren Besiedlung untersuchen.
Den Kalikokrebs erkennt man an den roten Spitzen der Scheren sowie an bräunlichen kleinen Haarbüscheln an der Scherenbasis.
Den Kalikokrebs erkennt man an den roten Spitzen der Scheren sowie an bräunlichen kleinen Haarbüscheln an der Scherenbasis.

Der vernichtende Einfluss des Kalikokrebs' auf die einheimische Flora & Fauna entsteht durch seinen Speiseplan. Der Krebs frisst alles von Algen, Wasserpflanzen, Muscheln und Schnecken, Insekten und deren Larven sowie die Eier und Kaulquappen aller Amphibienarten. Somit kann diese invasive Art in kürzester Zeit besonders kleinere Gewässer komplett "leer fressen". Für die Gelbbauchunke, welche kleine Eipakete legt, sind dies durchaus negative Aussichten, besonders in Verbindung mit dem nächtlichen Wanderungsverhalten des Krebses um neue Gewässer aufzufinden.

Die "Krebs-Tümpel" im Revier Gaggenau sind relativ weit entfernt von unseren Kleinstgewässern im Wald, aber es wird dennoch interessant zu beobachten ob ein negativer Einfluss zu erkennen sein wird. Wir werden definitiv vorsorgende Maßnahmen ergreifen und separate Materialien zur Gewässeruntersuchung nutzen, um eine weitere Verbreitung in andere Reviere zu verhindern.

Eine Lösung für das Problem gibt es allerdings: Den Spieß einfach umdrehen und den Kalikokrebs zu unserem Speiseplan hinzufügen! Berichten zufolge, steht der Krebs anderen Krustentieren im Geschmack in nichts nach! Allerdings darf man jetzt nicht sofort selbst losziehen und den Teller füllen. Denn wenn man diese Tiere eigenhändig aus den Gewässern entfernt, verstößt das offiziell gegen das Fischereirecht und könnte als Wilderei betrachtet werden. Also wie immer, am besten vorher den lokalen Angelverein oder den Besitzer des Gewässers kontaktieren um sich eine Genehmigung einzuholen. Am Ende dürfte es im Interesse aller Beteiligter sein.

In diesem Sinne: Schützt unsere einheimische Tier- und Pflanzenwelt mit Messer und Gabel. Guten Appetit!

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    P. Winecker (Dienstag, 05 Februar 2019 16:03)

    Alles Gute und viel Erfolg.


Kontakt

Prof. Dr. Martin Dieterich

Projektleiter

 

MSc. Felix Schrell

Projektdurchführung & -koordination


 

Universität Hohenheim

Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie

Ottilie-Zeller-Weg 2, 70599 Stuttgart

Tel.: +49 (0)711 459 23530

 

E-mail: unkenschutz-bw@outlook.de

 



Gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt