Last but not least... No. 6

Autor: F. Schrell

Am 18. Januar war es soweit. Die letzte der 6 Revierbegehungen stand an. Dieses Mal ging es ins Revier Reichenberg im Rems-Murr Kreis in der Nähe von Backnang. Dieses Revier beeindruckte ebenfalls durch seine Vielzahl an verschiedenen Gewässerstrukturen.

Auch der hier zuständige Revierleiter Herr H.-J. Bek ist ein großer Amphibienfreund und hat bereits Vorträge zur Gelbbauchunke bei Fortbildungsveranstaltungen des Forst BW gehalten. Dementsprechend gab es auch eine Vielzahl von Kleinstgewässern anzuschauen und Maßnahmen zu besprechen. Auch der zuständige Obere Forstleiter, Vertreter des lokalen Landschaftserhaltungsverbandes (LEV), der Unteren Naturschutzbehörde (UNB), der Kommune und Masterstudent der Uni Hohenheim waren anwesend. Die Vielzahl der Leute aus verschiedenen Bereichen machte auch hier die Diskussionen sehr interessant. 

Maschinenweg, welcher durch seine ständige Nutzung konstant optimale Bedingungen für die Reproduktion der Gelbbauchunken liefert.
Maschinenweg, welcher durch seine ständige Nutzung konstant optimale Bedingungen für die Reproduktion der Gelbbauchunken liefert.

Zunächst wurden zwei potentielle Lichtungen für Wildäcker begutachtet. Diese Maßnahme dürfte in vollstem Interesse der Gelbbauchunke sein, da hier eine Besonnung gewährleistet ist und durch die Bearbeitung des Bodens ein Rohbodencharakter geschaffen wird auf dem am Ende wassergefüllte Fahrspuren vorhanden sind. Dies ist ebenfalls im Interesse des lokalen Jägerverbands, welches eine weitere Kooperation liefert.

Ebenfalls einzigartig in seiner Form war ein Maschinenweg, welcher ständig befahren wird und somit konstant einen lehmigen Rohbodencharakter mit Pfützen aufweist. Solche Strukturen liefern die optimalen ständigen Störungen welche die Pionierart Gelbbauchunke benötigt. An diesem Weg hat Herr Bek im vergangenen Jahr einen kuriosen Fund gemacht. Durch ihre hohe Giftigkeit haben adulte Unken kaum Fressfeinde. Allerdings haben hier einzelne Waschbären, welche sich zunehmends in Deutschland ausbreiten, gelernt die Gefahr der Giftigkeit zu umgehen indem sie die Unken im "Weißwurst-Style" fressen. Dabei werden die Tiere am Bauch aufgeschlitzt und die Innereien gefressen. Zu hoffen bleibt, dass nicht noch mehr Waschbären diesen Trick erlernen. Dieser Punkt zeigt sehr gut, welchen katastrophalen Effekt eingeführte nicht-einheimische Arten auf die heimische Flora & Fauna haben können.

Die Anwesenden beraten sich über die vereinzelte Freistellung von einigen der vielen Kleinstgewässern auf Wegen um eine Besonnung zu gewährleisten.
Die Anwesenden beraten sich über die vereinzelte Freistellung von einigen der vielen Kleinstgewässern auf Wegen um eine Besonnung zu gewährleisten.
Einer der vielen neu angelegten größeren Tümpel, welcher in erster Linie für den Kammmolch geschaffen wurde. Doch auch die Gelbbauchunke dürfte in 2019 davon profitieren.
Einer der vielen neu angelegten größeren Tümpel, welcher in erster Linie für den Kammmolch geschaffen wurde. Doch auch die Gelbbauchunke dürfte in 2019 davon profitieren.

Besonders interessant war eine Forstfläche welche in 1999/2000 dem Sturm "Lothar" zum Opfer gefallen ist. Dieser junge Waldbestand war zum einen übersät mit vernässten Bereichen, wassergefüllten Fahrspuren, kleineren Tümpeln und größeren neu angelegten Teichen. Durch den jungen Bestand dürfte auch hier eine ausreichende Besonnung der meisten Kleinstgewässer gegeben sein. An dunkleren wassergefüllten Wegen werden außerdem einige Bäume entnommen. Einer der größeren Teiche, eigentlich 3 individuelle Tümpel welche sich durch starke Niederschläge verbunden haben, wurde speziell für den Kammmolch angelegt. Diese Art ist die einzige andere Amphibienart welche ebenfalls in der EU FFH-Richtlinie aufgeführt ist und denselben Schutzstatus wie die Gelbbauchunke genießt.

Hier wird es deshalb interessant die Koexistenz beider Arten zu untersuchen. Glücklicherweise bevorzugt diese Molchart immer größere Gewässer, wodurch kein Konflikt mit dem Management der Gelbbauchunke entsteht.

Die in diesem Revier angestrebten Maßnahmen umfassen in erster Linie:

 

- Neuanlage von Fahrspuren

- Durchfahrt von existierenden Spuren

- Begradigung von alten Spuren

- Anlage von Wildäckern

- Neue permanente Gewässer

- Neuanlage von kleinen Gewässern in Wegnähe mithilfe der Baggerschaufel

- Benutzung von Maschinenweg

Die Untersuchung dieses Reviers, mit seiner hohen Anzahl an Kleinstgewässern und angestrebten Maßnahmen, macht auch dieses Gebiet höchst interessant für dieses Projekt. Es war ein wundervoller Abschluss aller Revierbegehungen in den 6 Untersuchungsgebieten. Ich freue mich auf die Kooperation mit allen teilnehmenden Revierleitern und hoffe dass viele der hier gezeigten Maßnahmen bereits in 2019 einen guten Erfolg erzielen werden.

Es bleibt also weiterhin spannend!

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Kontakt

Prof. Dr. Martin Dieterich

Projektleiter

 

MSc. Felix Schrell

Projektdurchführung & -koordination


 

Universität Hohenheim

Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie

Ottilie-Zeller-Weg 2, 70599 Stuttgart

Tel.: +49 (0)711 459 23530

 

E-mail: unkenschutz-bw@outlook.de

 



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