Autor: F. Schrell
Ohne Pause ging es am selben Tag direkt weiter ins Schneegestöber zur 4. Revierbegehung ins Revier Haslach im Schönbuch im Kreis Böblingen. Der Schönbuch ist regional weit bekannt als eines der schönsten Waldgebiete mit Wildgehege und großem Naherholungsfaktor. Dementsprechend gibt es auch viele Wanderparkplätze und ein etabliertes Angebot an öffentlichen Events, was auch diesem Projekt zu Gute kommt.
Das Revier Haslach war bereits in der Vergangenheit Treffpunkt zu Gelbbauchunken-Tagungen und Expertentreffen des Forst-BWs. Der Revierleiter Herr W. Seitz ist ein ausgeprägter Amphibienfreund und bewirtschaftet bereits seit Jahren dementsprechend sein Revier, welches als Vorzeigemodell für die Einbindung von Kleinstgewässern in die forstliche Bewirtschaftung dient. Dies macht das Gebiet besonders interessant für unser Projekt, da es hier eine Reihe von einzigartigen Maßnahmen gibt welche untersucht werden sollen. So gibt es zum Beispiel einen größeren neu-angelegten Teich welcher ablassbar gestaltet ist. Dementsprechend wurde er im Herbst letzten Jahres abgelassen und wird im April diesen Jahres neu befüllt. Im vergangenen Jahr (das erste Jahr nach Neuanlage) kam es hier zur erfolgreichen Reproduktion der Gelbbauchunke und es wird interessant zu beobachten ob dieser Effekt nach Trockenlegung auch in diesem Jahr zu erzielen ist.
Ebenfalls anwesend waren Vertreter der Verwaltung und Forsttechnik der FVA, der Unteren Naturschutzbehörde (UNB), des zuständigen Landschaftserhaltungsverbandes (LEV) und der kommunalen Verwaltung. Auch hier wurden unter anderem die Themen von Ökokonten und Permanenz von Gewässern aufgegriffen. Außerdem wurde aus forsttechnischer Sicht die Regelung zur Gewährleistung der Befahrbarkeit von Wegen erörtert, welche vorgibt, dass Spuren nicht tiefer als 40cm sein dürfen. In diesem Zusammenhang werden auch existierende tiefe Spuren nach vielen Jahren begradigt um später im Projektverlauf wieder angelegt zu werden. Die Bedürfnisse der Gelbbauchunke stehen hierbei in KEINEM Konflikt zu dieser Regelung, da diese Art lediglich von einjährigen, flachen, austrocknenden Fahrspuren profitiert, welche am Ende der Aktivitätsperiode eines Jahres wieder begradigt werden können bzw unter die 40cm Grenze fallen.
Eine weitere Besonderheit des Reviers ist eine neu angelegte Waldweide, welche ab diesem Jahr in Benutzung übergeht. Die Waldweide ist eine weitere Form der historischen Waldnutzung, wobei Nutztiere (Rinder, Pferde, Schweine etc.) in den Wald getrieben werden. In der Vergangenheit diente dies oftmals der Mast der Tiere, jedoch ist ein positiver Aspekt dieser Bewirtschaftung der Lichtwald-Charakter, wobei ausreichend Licht für eine artenreiche Krautschicht und viele Tierarten auf den Waldboden trifft. Auch hier wird es interessant eine Anlage von Fahrspuren unter einer intensiveren Besonnung der Laichgewässer zu untersuchen.
In diesem Revier werden eine Menge an Maßnahmen durchgeführt und getestet:
- Neuanlage von Rückegassen
- Durchfahrt in existierenden Fahrspuren
- Begradigung von alten, tiefen Spuren
- Neuanlage von Kleinstgewässern an Wegen mithilfe der Baggerschaufel
- Durchfahrt von feuchten Grabenabschnitten
- Spurenanlage an Holzlager
- Ablassbarer Teich
- Waldweide/Lichtwald
- Anlage eines Wildackers
Auch wird während des Projektes der Einfluss von anderen Amphibien auf die erfolgreiche Reproduktion der Gelbbauchunke getestet. In diesem Revier gibt es eine große Anzahl von Grünfröschen, welche starke negative Einflüsse auf viele andere Amphibienarten haben können. Ein weiterer Aspekt welcher all die hier aufgeführten Maßnahmen interessant machen zu testen.
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