Go West!

Autor: F. Schrell

Heute ging es für die 3. Revierbegehung zunächst in das westlichste Untersuchungsgebiet in diesem Projekt, in das Forstrevier Gaggenau im Kreis Rastatt Nähe Karlsruhe. Nach einem Start im absoluten Schnee- und Verkehrschaos von Stuttgart, war zu meiner Freude von Schnee im Rheingebiet nichts mehr zu spüren. 

Wald ist nicht gleich Wald! Das hat man auch wieder in diesem Forstrevier gemerkt. Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten wie viele verschiedene Wald- und Bewirtschaftungstypen es gibt. So hat uns der Revierleiter Herr J. Müller, auch privat ein Amphibienfreund, einen Teil seines Reviers gezeigt, welches er auch schon in der Vergangenheit immer wieder gezielt für die Gelbbauchunke bewirtschaftet hat. So fanden wir uns zunächst in einem lichten Kiefernbestand wieder, welcher mit existierenden Fahrspuren und Tümpeln übersät war. Einige der Tümpel waren bereits etwas älter und hier wird es somit besonders interessant zu beobachten wie sich permanente Gewässer (mittlerweile dürften wir alle wissen, dass Permanenz im Zusammenhang mit den Fressfeinden weniger positiv ist) im unmittelbaren Umfeld von neuen Fahrspuren auf die Reproduktion der Gelbbauchunke auswirken. Auch Frau M. Molinari, Mitarbeiterin der FVA in Freiburg, war mit von der Partie. Sie ist momentan die Zuständige für die Erarbeitung eines Vorsorgendes Konzepts für die Gelbbauchunke im Forst, weshalb die FVA ein ebenso großes Interesse an unseren Ergebnissen hat.

Ein Tümpel, welcher in 2018 komplett trocken war. Hier wird es besonders spannend den Reproduktionserfolg der Gelbbauchunke zu verfolgen.
Ein Tümpel, welcher in 2018 komplett trocken war. Hier wird es besonders spannend den Reproduktionserfolg der Gelbbauchunke zu verfolgen.

In gewissem Maße kommt uns auch das extremst trockene Jahr von 2018 zu Gute. Einige der Tümpel waren im vergangenen Jahr komplett ausgetrocknet! Unsere Theorie ist, dass die Gelbbauchunke bevorzugt diese Tümpel zur Reproduktion aufsucht bzw. der Laich sich hier am besten vollständig zum Jungtier entwickeln kann. Vor allem Libellenlarven, welche mehrere Jahre im Larvenstadium im Wasser verbringen, dürften hier nicht  mehr vorhanden sein. Bereits eine handvoll von Larven reicht aus, um alle Kaulquappen zu vernichten!

Ein junger Erlenbestand auf extremst feuchtem Boden ist ein perfekter Ausgangspunkt für viele zu testende Maßnahmen.
Ein junger Erlenbestand auf extremst feuchtem Boden ist ein perfekter Ausgangspunkt für viele zu testende Maßnahmen.

Ein weiterer perfekter Standort für unser Projekt befand sich in einem jungen Erlenbestand auf extremst feucht-nassem Boden. Ein Traum für neue Fahrspuren! Deshalb werden hier zwei neue Rückegassen angelegt, sowie eine bereits existierende wieder durchfahren. Außerdem können wir hier unsere Idee eines Niederwaldbetriebs auf einer kleinen Fläche testen. Niederwald ist eine Form der forstlichen Bewirtschaftung, wie sie vor allem in der Vergangenheit oft praktiziert wurde. Dabei werden alle Bäume auf den Stock geschnitten und treiben wieder aus. Die Idee: Der zunächst offene Charakter dürfte der Gelbbauchunke entgegen kommen. In den folgenden Jahren schatten die dichten neuen Austriebe die Untergrundvegetation wieder aus und nach ca 5 Jahren kann diese Fläche wieder freigestellt werden. Mit dieser Maßnahme in Beständen ohne Wertholz auf feuchten Standorten können mit sehr kleinen Flächen Dynamisierungsbereiche speziell für die Gelbbauchunke geschaffen werden. Auch dürften somit, viele andere Lichtwald-Arten wie Insekten und Vögel gefördert werden.

Wie bereits geschrieben konzentrieren sich die hier geplanten Maßnahmen auf:

 

- Anlage neuer Rückegassen

- Wiederbefahrung existierender Fahrspuren (mit/ohne Bodenanriss)

- Anlage von Kleinstgewässern in Wegnähe mithilfe der Baggerschaufel

- Niederwaldbetrieb

 

Wie immer wird es also auch hier äußerst spannend den Effekt unserer Maßnahmen zu untersuchen!

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Kontakt

Prof. Dr. Martin Dieterich

Projektleiter

 

MSc. Felix Schrell

Projektdurchführung & -koordination


 

Universität Hohenheim

Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie

Ottilie-Zeller-Weg 2, 70599 Stuttgart

Tel.: +49 (0)711 459 23530

 

E-mail: unkenschutz-bw@outlook.de

 



Gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt